Tarifverhandlungen Druckindustrie – ver.di muss ihre Erwartungen an die Lage der Branche anpassen

Bereits im zweiten Verhandlungstermin am 21. März 2024 hatten die Arbeitgeber der Gewerkschaft eine Einigung vorgeschlagen, die sich an der durchschnittlichen Tarifentwicklung der Branche in den letzten fünf Jahren orientiert, ohne die Unternehmen angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung mit überzogenen Lohnsteigerungen zu überfordern.

Das Angebot sieht lineare Erhöhungen jeweils zum 1. Juni 2024 und 2025, in Höhe von 2 % und 1 % vor, bei einer Laufzeit von 24 Monaten bis Ende Februar 2026.

Die Chance, ihre Erwartungen an die Lage der Branche anzupassen, hat die Gewerkschaft daraufhin nicht genutzt und stattdessen an ihrer Forderung nach 12 % mehr Lohn und Gehalt festgehalten.

Unmittelbar nach dem Ende der Friedenspflicht hat ver.di zudem reflexartig insbesondere in Bayern zu ganztägigen „Warnstreiks“ aufgerufen.

Diese Streikaufrufe sind aus Sicht des BVDM angesichts des Stands der Verhandlungen und des schon lange vereinbarten nächsten Verhandlungstermins am 16. April nicht nachvollziehbar. Ver.di täte angesichts der finanziellen Schäden, die Streiks verursachen, gut daran, diese nicht zum Zweck der Mitgliederwerbung zu missbrauchen und sich auf eine konstruktive Auseinandersetzung am Verhandlungstisch zu konzentrieren.

Der BVDM erwartet, dass die Gewerkschaft in der dritten Verhandlungsrunde am 16. April 2024 in Berlin von ihrer wirklichkeitsfremden und rein auf Wunschdenken beruhenden Forderung nach Tariferhöhungen um 12 % abrückt und sich auf die Arbeitgeber zubewegt, statt weiterhin bei den Arbeitnehmern Erwartungen zu wecken, die die Unternehmen der Branche unter keinen Umständen erfüllen können.

Wer gute Arbeit leistet, muss auch gut bezahlt werden, das steht für die Arbeitgeber der Druckindustrie außer Frage. Wahr ist aber auch: Es kann nur verteilt werden, was im Unternehmen verdient wurde. Entgegen der Ansicht der Gewerkschaft eignen sich daher Tarifentwicklungen anderer Branchen, wie der Chemie oder Metallindustrie, nicht als Vorlage für die Druckindustrie. Die Lohnentwicklung muss sich an den wirtschaftlichen Bedingungen unserer Branche orientieren.

Den einzelnen Betrieben stehen nur diejenigen wirtschaftlichen Mittel zur Verfügung, die sie auch erwirtschaften können. Umsatz- und Produktionsentwicklung der Branche sind jedoch unbefriedigend bis schlecht: Der Blick auf die langfristige Umsatzentwicklung seit 2018 zeigt, dass der vom Statistischen Bundesamt berechnete Umsatzindex im Durchschnitt um 13,2 % zurückgegangen ist, der Inlandsumsatz sank im Durchschnitt um 13,9 %. Der Produktionsindex sank im gleichen Zeitraum um rund 32,9 %.

Diese wirtschaftliche Realität, die den Betrieben nur wenig Spielraum für Lohn- und Gehaltserhöhungen lässt, muss ver.di dringend anerkennen und damit beginnen, Tarifverhandlungen auf dem Boden der Tatsachen zu führen.

Aktuelle Informationen zum Stand der Verhandlungen, sowie Plakate zur Verwendung in den Betrieben finden Sie auf der BVDM-Internetseite unter https://www.bvdm-online.de/bvdm/branchenportal/arbeit-tarif/tarifpolitik/tarifrunde-2024 .

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